Brilon. Eine schwarze und eine gestreifte Jungkatze tollen wie zwei kleine Tiger herum – einfach zu süß! Nur: Es tummeln sich noch 17 andere Kitten und fünf Mütter allein in diesem großen Raum im Tierheim Brilon. Sie alle stammen aus einer Sicherstellung in einem Briloner Ortsteil. Insgesamt 61 Katzen haben die Mitarbeiter des Tierheims seit sechs Wochen dort abgeholt bzw. sichergestellt. Futter, Betriebskosten, Tierarzt – immense Kosten stehen ins Haus. Neben Sponsoren ist auch Anpacken gefragt: ehrenamtliche Helfer sind immer willkommen!
Das Tierheim Brilon, mit all seinem Engagement trotz des Mangels an allen Ecken, kann generell nicht genug in den Fokus gerückt werden. Aber insbesondere gilt dies im Moment. Insgesamt 70 Katzen sind in verschiedenen Räumen untergebracht – je nach Gesundheitszustand mal in Quarantäne, mal „normal“, mal vereinzelt und mal zusammen. Liebevoll und einfach klasse sind sie hier betreut, aber das kostet: Zeit und Geld.
„Allein das Futter für 50 bis 60 Katzen, dazu Tierarztkosten und Medikamente,
das wächst uns gerade über den Kopf“,
sagen Carolin Meerpohl, Leiterin des Tierheims, und Frank Schindler, Geschäftsführer des gemeinnützigen Trägervereins unisono. Spendengelder wären dringend nötig. Und nicht nur das: „Alle Städte des Altkreises Brilon plus Willingen – für sieben Kommunen ist das Tierheim zuständig. Wir bekommen eine Pro-Kopf-Abgabe der Städte, aber diese reicht bei weitem nicht mehr aus. Anfang Juni stehen darum Termine mit allen Ordnungsämtern an“, so Frank Schindler. Auch die Betriebskosten und die Instandhaltung des Gebäudes aus den 80ern inklusive Außengelände sind beachtlich. Ganz abgesehen vom Investitionsstau. „Heizung und Strom ist alles nicht mehr so, wie wir es gerne hätten“, sagt Schindler. Dazu kommt eben die hohe Auslastung mit so vielen zwangsläufig aufgenommenen Bewohnern. Gerade sind es 70 Katzen, ein Kaninchen und neun Hunde.
„Wir platzen aus allen Nähten“,
den Punkt. Die Fundtiere und Sicherstellungen lasten das Tierheim total aus, es gibt einen Aufnahmestopp, an Abnahmen ist nahezu nicht zu denken. Einzig die Tierpension ist weiterhin im Angebot.
Zumal: Da kommt noch mehr, es befinden sich immer noch Katzen in der besagten Wohnung, aus der schon 61 Tiere geholt wurden. Milena Hoffmann, stellvertretende Leiterin des Tierheims beschreibt die Zustände so: „Schon als wir das erste Mal dort waren, wussten wir, dass sofort gehandelt werden muss. Das Ordnungsamt hatte uns informiert und die Mitarbeiter waren mit vor Ort. Eigentlich wollten wir drei Mütter mit Kitten aufnehmen und sieben erwachsene Katzen und Kater kastrieren lassen. Sofort war klar, dass das nicht reicht.
Der Katzenhalter hat die Situation keineswegs absichtlich herbeigeführt. Ihm war einfach alles über den Kopf gewachsen, er hat das Problem, dass es immer mehr Katzen werden, zu spät oder gar nicht gesehen und wurde ihm nicht mehr Herr. Sofort hat er zugestimmt, dass wir die Katzen mitnehmen dürfen.“ Nur wohin mit den Tieren, die noch dazu durchweg verschnupft waren? Alles im Haus wurde umsortiert, irgendwie Räume freigemacht, auch der Quarantäne-Raum und sogar die Garage: „Hierein kamen die Katzen, die wir an Höfe vermittelt haben, das hat zum Glück auch schnell geklappt.“ Der Hof durfte jedoch nicht zu nah am ehemaligen Zuhause sein, auch das galt es zu berücksichtigen.
Ein dickes Lob gibt es für die Mitarbeiter des Ordnungsamtes Brilon: „Sie waren jedes Mal mit dabei und haben tatkräftig angepackt. Wir mussten stets in Schutzanzügen rein, es war alles voll Kot“, sagt Milena Hofmann. Zwischenzeitlich waren es mehr als 100 Katzen im Tierheim – acht waren schon aus einer Sicherstellung in Marsberg hier zu Hause, ebenso viele weitere noch aus dem Vorjahr. Manche der Tiere aus der Sicherstellung bekamen erst im Tierheim weitere Junge.
Viele Tiere sind schon vermittelt, aber weitere Interessenten werden dringend gesucht. Denn: 70 Bewohner sind ja immer noch da! Und überhaupt ist Hilfe an allen Ecken gefragt – nicht nur finanziell, sondern auch durch Anpacken.
Schon lange kann man aus personellen Gründen nicht mehr einfach beim Tierheim vorbeikommen, sondern muss einen Termin abmachen. „Vor allem für unsre Nachmittags-Termine suchen wir Ehrenamtliche, ob als Gassigänger, um Spendenübergaben anzunehmen, mit sauber zu machen oder interessierten Tierhaltern unsere Tiere zeigen“, sagt die Vorsitzende. „Instandhaltung und Renovierung nehmen außerdem enorm viel Kosten und Zeit in Anspruch. Darum schätzen wir aktuell auch besonders die Hilfe von Handwerkern sehr, sei es nur Rasenmähen oder die Waschmaschine reparieren, wenn diese streikt.“
Mit zwei Vollzeit- und zwei Teilzeitkräften sowie einer Jahrespraktikantin und einer Auszubildenden erscheint das Team auf den ersten Blick gut bestückt. Das relativiert sich bereits, wenn die Arbeitszeiten – 8 bis 16.45 Uhr in der Woche und 8 bis 15.45 Uhr am Wochenende – ins Spiel kommen. Und das relativiert sich noch einmal mehr mit Blick auf die Menge an Tieren. „Jeden Tag müssen wir zum Beispiel allein alle Klos der Tiere aus der jüngsten Sicherstellung spülen, weil sie kein Klump-, sondern Hygienestreu bekommen“, erklärt Milena Hoffmann. Carolin Meerpohl ergänzt:
„Tiere können sich nicht selbst helfen,
sie brauchen eine Stimme!“
Mit diesem Zitat hat sie gerade erst wieder einen Post in ihren Status gesetzt, um hoffentlich Verstärkung zu finden.