Hoch zu Ross an Brilons Grenzen

Marcus Bange erlebt die Schnade zum ersten Mal als Reiter – 40 Jahre nach seinem ersten Grenzbegang

Brilon. Am 24. Juni 2024 pünktlich um 6 Uhr begrüßt der Bürgermeister alle Schnadebrüder. Blicken wir kurz 34 Jahre zurück: Das Titelfoto aus dem Jahr 1990 zeigt den Beigeordnete Reinhard Sommer hoch zu Ross. Ihm folgte im Jahr 2010 Reinhold Huxoll, dessen Reiterkarriere
aber schon bei der nächsten Schnade durch einen schweren Sturz ein jähes Ende fand. Und nun, noch bevor er Reinhold Huxolls Nachfolger wird, wagt Marcus Bange sich aufs Pferd. Wer in Brilon ein Führungsamt bekleidet, der wird zum Sport verpflichtet: Alle zwei Jahre ist Schnade und die muss geritten werden, wenn es die Gesundheit irgendwie zulässt. Fünf Reiter sind es in diesem Jahr: Der Bürgermeister und sein künftiger Vertreter, Marcus Bange, bis dato Fachbereichsleiter Planen und Bauen. Forstamtsleiter Udo Häger setzt aus gesundheitlichen Gründen aus. Von den Schützen reiten indes König Stefan Schmidt, der erste Vorsitzende Christian Herrmann und Adjutant Christian Walters mit. Am Rande sei erwähnt: Bürgermeister Dr. Christof Bartsch ritt vor zehn Jahren zum ersten Mal, es war sein Dienstantritt. Aus dem Beigeordneten-Posten wird am 1. Juli der allgemeine Vertreter des Bürgermeisters. Das ist der Dienstantritt von Marcus Bange. Es ist womöglich gar kein schlechtes Omen mit Blick auf den Unfall seines Vorgängers, dass er auf dessen Bitte hin schon im Juni reitet. Doch an Omen verschwendet Marcus Bange – eben ganz der langjährige Feuerwehrmann – sowieso keinen Gedanken. Er fühlt sich fit, dank Fahrradfahren und seines Ehrenamtes. Zudem hatte er seit März etwa ein Dutzend einstündige Reitstunden an der Wilke Mühle, das letzte Mal als Reitprobe am 3. Juni mit allen fünf Reitern.

„Bis jetzt lief’s ganz gut“,

zieht er ein Resümee, wohlwissend, dass so ein Schnade-Ritt nicht ohne ist. Denn: Es geht keinesfalls nur dreimal um den Kump, das ist lediglich das Finale. Die Reiter bewältigen nahezu die gesamte Strecke und die führt in diesem Jahr als „Waldecker Schnade“ in Richtung
Willingen über stolze 37 Kilometer wieder zum Marktplatz. Morgens ums 6 Uhr geht’s von dort über die Bahnhofstraße zum Niederen Tor hinaus und weiter bis zu Wilmes Haus in Hoppecke, wo vor zwei Jahren die Blumenschnade endete. Durch das Bremecketal reiten und gehen
tausende Schnadebrüder weiter bis zum Streitsiepen, wo der erste Rezess verlesen wird, und dann über Hohen Altar, Butterdelle, Rothekopf und Dreiskopf hinweg zum Frühstücksplatz „Am Hohen Eimberg“. Dort steigen die Reiter ab. Aus Sicherheitsgründen für Ross und Reiter
bewältigen die fünf Würdenträger das steile Stück runter an die B 251 und den folgenden Anstieg, das sind insgesamt rund sechs Kilometer, zu Fuß. Was an sich schon eine Herausforderung ist. Doch zuvor ist ihnen nach Verlesung des zweiten Rezesses eine etwa zweistündige Rast vergönnt. Noch mal so weit ist dann der Weg bis zum Kump, u.a. über Kahlen Pön, Petersborn, Poppenberg, Kalvarienberg, eine weitere lange Rast auf dem Lagerplatz „Am Honigknäppchen“ liegt dazwischen… Im März haben die Reiter mit dem Training begonnen. Marcus Bange ist zuvor noch nie geritten. Er wird noch vor der Schnade 54 Jahre alt und erinnert sich, dass er vor 40 Jahren – mit 14 Jahren – seine erste Schnade mitging. Das bedeutet nach Adam Riese: Als Reinhard Sommer seinen Rappen schulterte, war der künftige allgemeine Vertreter gerade mal 20 Jahre jung. „Mein letztes Pferd hatte ein Stockmaß von 1,85 Meter“, beschreibt Bange. Bisher übte er auf drei verschiedenen Rossen, es könnte ja mal eines ausfallen. Am Schützenfestdienstag geht es nach diesem Reiter-Abenteuer für den Briloner dann zum Vogelschießen.
Mit Muskelkater? Das wird sich zeigen. Nach den Reitstunden war zumindest immer „alles gut“!