BVB und Schalke kommen auf den Scheid.

Thülener Damen spielen ab der nächsten Saison in der Westfalenliga

Ich habe die Saison 22/23 nur zur Hälfte gespielt, bin dann letztes Jahr im Mai Mutter geworden. Ich hätte nie gedacht, dass ich so schnell wieder einsteigen kann.
Habe dann direkt mit der neuen Saison wieder gestartet und bin so glücklich, dieses Jahr Teil dieser Mannschaft gewesen zu sein. Wir haben ein super Team, auf dem Platz und auch
neben dem Platz immer viel Spaß. Dieses Jahr war unsere Chance, und die haben wir genutzt!

– Anna Hammerschmidt, seit 15 Jahren dabei –

Thülen. Ja, ja, ja!!! Nach 13 Jahren in der Landesliga und vielen zweiten Plätzen haben es die Damen des SV Thülen endlich geschafft. In der kommenden Saison spielen sie in der Westfalenliga, der höchsten Amateurklasse in Westfalen. „Es sind endlich mal andere Mannschaften, gegen die wir spielen“, hat Managerin Sandra Kraft dazu wohl die Untertreibung des Jahres parat. Denn: Ebenfalls aufgestiegen sind die Damenmannschaften von Schalke und Dortmund, die dann bald auf den Scheid kommen. Und umgekehrt geht es für die Mädels vom Dorf unter anderem aufs Trainingsgelände eines Riesenvereins in einer 600.000-Einwohner-Stadt. Macht das nervös? Nö. „Wir bleiben entspannt und wollen einfach die Erfahrung sammeln und unser Bestes geben“, bleibt Sandra Kraft geerdet.

Ich bin unfassbar stolz auf diese Mannschaft, dass wir jetzt – nachdem wir in den vergangenen zwei Jahren erst den dritten und
dann den zweiten Platz belegt haben – endlich den Aufstieg geschafft haben. Noch mehr freut es mich, diesen Erfolg in meinem ersten Jahr als Kapitänin zu feiern.

– Jessica Krefeld, Spielführerin –

Neben dem Ruhrgebiet geht es künftig auch in Richtung Siegerland und Münsterland, der Fahrradius für die Spielerinnen erweitert sich ordentlich. Sandra Kraft war seit 1997 aktiv in der Damenmannschaft dabei, und damit fast seit der Gründung in 1996. Viermal ist sie mit dem Team aufgestiegen, zuletzt 2009 in die Landesliga, danach fuhr sie als Aktive zurück. Jetzt erntet sie im Ehrenamt als Managerin noch einmal Lorbeeren von dem, was sie selbst einst mit auf dem Fuß hatte, und ist glücklich. „Wenn ich daran denke, was im letzten Heimspiel, als wir gegen Germania Stirpe Meister wurden, nach dem Abpfiff los war, dann weiß ich, warum es sich lohnt.“ Von der Auswahl neuer Spielerinnen bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit steckt sie viele Stunden in ihr Ehrenamt. Sie betont warum: „Auch das Ganze zu beobachten, dass neue Spielerinnen kommen, in die Mannschaft passen, hier Freundinnen finden, mit denen sie was unternehmen, ist eine tolle Belohnung für meine Arbeit!“ Richtig, richtig gut war die Saison, sagt sie. „Wir hatten wenig schlechte Spiele, bis auf den Ausrutscher in Sennelager, da waren wir wirklich schlecht. Aber vielleicht kam das zum richtigen Zeitpunkt, um das große Ziel – den Aufstieg – endlich mal zu erreichen.“ Am Ende gegen Wadersloh war dann auch die Luft raus. Teile des Erfolgsgeheimnisses waren neben dem guten Zusammenhalt, dem Trainer- Team aus Frederik Leikop und Sebastian Werth, sowohl die Defensive rund um Torfrau Gesa-Marie Schulte und Spielführerin Jessica Krefeld, als auch eine gut aufgestellte Offensive rund um Torschützenkönigin Sina Seipel. Dazu kam eine super Wintervorbereitung auf Kunstrasen in Alme und Brilon sowie auf dem Rasenplatz in Petersborn – „Danke an die drei Vereine!“ – sowie die tolle Unterstützung von Vorstand und Zuschauern bzw. Fans. Das Team verlor in der gesamten Saison nur ein einziges Mal. „Es haben viele gesagt: Wir sind würdig aufgestiegen. Wir hatten das ja schon oft, dass wir ganz weit oben waren, aber immer gab es ein Team, das noch besser war. Dieses Mal nicht!“, freut sich Sandra Kraft. Selbstredend verstärkt sich die Mannschaft für die neue Liga. Vier neue Spielerinnen kommen dazu, zwei Neuzugänge aus Giershagen sind schon bekannt: Ronja Buse wechselt vom hessischen Gruppenligisten TSV Korbach und Sophia Kloppenburg spielte bis dato bei den B-Juniorinnen vom FSV Gütersloh in der Regionalliga. Ihre künftigen Mitspielerinnen beim SV Thülen fahren mehrmals die Woche aus Hallenberg, Warstein, Eslohe, Olsberg sowie Brilon und Dörfern an den Scheid. „Eigentlich sind wir eine HSK-Auswahl“, sagt Sandra Kraft.

Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl, dass wir dieses Jahr die Meisterschaft und den damit verbundenen Aufstieg schaffen können. Ich bin
unglaublich stolz auf die Leistung der gesamten Mannschaft in dieser Saison, weil wir durchweg gute Spiele gespielt haben und freue mich jetzt
schon auf die Westfalenliga in der nächsten Saison.

– Katja Betten, Wirbelwind in der Offensive –

Zweimal, vielleicht bald dreimal die Woche Training, am Wochenende ein Spiel: die Männer würden sicher schon den ein oder anderen Euro bekommen. Bei Thülen gibt’s höchstens Fahrgeld, wenn die Anreise kilometertechnisch echt zu weit ist. Und trotzdem bleiben alle dabei. Nur
eine von ihnen geht am Ende der Saison, wechselt nach Dortmund: „Nora Willeke aus Giershagen ist großer BVB-Fan. Sie wurde zum Probetraining eingeladen, will es dort versuchen. Nora weiß, sie kann jederzeit zurückkommen.“ Und nun? Die ersten Dauerkarten für die neue Saison
wurden schon angefragt! „Wurst und Durst können wir“, glaubt Sandra Kraft fest daran, dass das Vorstandsteam des Vereins auch einen großen Besucher-Ansturm bewältigen kann. Und Trainer Frederik Leikop hat bereits seine Freude bekundet, den Ruhrgebiets-Gästen den Panorama-Blick vom Scheid bis in den tiefsten Westen zu zeigen. Jetzt aber sind die Damen erst einmal im Feierfieber, denn Bier können sie als Sauerländerinnen auch. Ihr avisiertes Ziel, nach der Saison drei Titel eingefahren zu haben – Hallenkreismeister, Meister und Kreismeister auf dem Feld – haben die Mädels Ende Mai erreicht. Das riecht nach einer dritten Feier.