„Die Energiewende im Wohlstand gestalten.“
Brilon-Wald. Christian Dresel ist Optimist, „sonst hätte ich keine Firma gegründet!“ Und Optimismus, gepaart mit guten Ingenieuren kann sich bezahlt machen: Nun gab es vom Bundeswirtschaftsminister Robert Harbeck persönlich eine Auszeichnung: Die Entwicklung des Aktivfilters

Brilon-Wald. Christian Dresel ist Optimist, „sonst hätte ich keine Firma gegründet!“ Und Optimismus, gepaart mit guten Ingenieuren kann sich bezahlt machen: Nun gab es vom Bundeswirtschaftsminister Robert Harbeck persönlich eine Auszeichnung: Die Entwicklung des Aktivfilters SIMΩN®-iAPF, den die Condensator Dominit GmbH in Kooperation mit der Fachhochschule Südwestfalen entwickelte, ist das ZIM-Kooperationsprojekt des Jahres 2024. ZIM steht für Zentrales Innovationsproramm Mittelstand.
Mehrere hundert Unternehmen reichten Förderanträge ein – von denen nach Projektabschluss, welches mit insgesamt 250.000 EUR gefördert wurde – vier Unternehmen durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz prämiert wurden. Im Interview mit dem Eselsohr erklärt Christian Dresel, wie die Condensator Dominit mit Hilfe von Filterkreisanlagen einen
möglichen Netzinfarkt verhindert. Vor allem möchte er aber mit Themen wie Überlastung des Stromnetzes, Blackout und zu wenig Speicher aufräumen. Ein Plädoyer für Technologieoffenheit, hiesige Ingenieurleistungen und mutige Bürger.
Dr. Dresel, was genau ist Ihr Geschäft?
Kurz: Filter- und Spannungsstabilisierungstechnik. Viele unserer Kunden arbeiten selbst in der Energiebranche. Sie richten – grob formuliert – Anfragen an uns, ob und wie wir ihnen eine stabile Netzanbindung ermöglichen können. Wir stellen für Unternehmen unterschiedlicher Größe sicher, dass tatsächlich der Spannungsverlauf an der Steckdose sinusförmig verläuft, wie es sein soll. Das heißt es liegt eine bestmögliche Wechselspannung an. Typische Filtergrößen, die wir verkaufen, sind im Allgemeinen teilenergietechnische Schaltstellen in der Industrie, in Energieverteilungsschränken oder sogar als ganze Gebäude. In letzterem Fall wird zum Beispiel zwischen Trafo und Windkraftanlagen eine Station von uns gesetzt. Die Technologie gibt es schon länger, aber wir haben im Bereich dieser Filtertechnik einige Neuentwicklungen hervorgebracht, die es erlauben, dass die Filtertechnologien effizienter und nachhaltiger sind. Wichtig ist die gute Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Südwestfalen. Wir können, dank fachlich kompetenter FH-Studenten und unserem Engineering hier vor Ort, die Forschungsprojekte über kurze Wege
fokussiert durchführen.
Wie optimistisch sind Sie?
Wenn man Unternehmer ist und sich selbstständig macht, muss man einen Grundoptimismus mitbringen.
Und ich glaube wirklich immer, wir kriegen das schon gelöst.
Das gilt auch für die Energiewende. Bitte mehr Optimismus und mehr Technologieoffenheit sowie Verlässlichkeit von Seiten der Politik, dann ist sie bewältigbar. Naturwissenschaftlich geprägter Realismus macht mein Handeln aus. Ich orientiere mich schon stark an Fakten und Zahlen. Natürlich macht Veränderung Angst. Aber ich habe auch das mal für mich durchgerechnet: Die
aktuell zugänglichen Primärenergievorräte reichen nur noch für 25 Jahre, falls allein alle 1,3 Milliarden Inder nach dem gleichen Wohlstand leben wollen wie wir. Das zieht für mich den Schluss nach sich, dass Nichtstun zwangsläufig dazu führt, dass wir mit dem Rest der Welt um Ressourcen kämpfen werden. Das heißt im Klartext: Hunger, Armut, Flucht, Krieg! Schon allein darum sollen wir uns alle mehr mit Energie beschäftigen.
Was können wir tun?
Ich habe sehr viel Vertrauen in die Innovationskraft unserer Unternehmen. Leider werden viele Ängste geschürt. Wir könnten schon viel weiter sein, wenn nicht so viel Angst vor Veränderung mit ins Spiel käme. Da setze ich auf örtliche Politiker. Ich habe mit Matthias Kerkhoff und Friedrich Merz gesprochen und die berechtigte Hoffnung, dass man mittlerweile auch in der CDU glaubt, dass die Energiewende der richtige Weg ist. Gleichzeitig habe ich hier das Gefühl, auch als Unternehmer gehört zu werden. Sollte Friedrich Merz wirklich Kanzler werden, würde ich ihn gern dabei unterstützen, sich bei allem berechtigten Fokus auf die Wirtschaft weiter für grüne Politik zu engagieren. Denn wir müssen die Gefahren des Verharrens auf dem Status Quo für unsere schöne Welt sehen. Und: Wir müssen die Energiewende in Deutschland im Wohlstand gestalten, sonst macht keiner mehr mit – auch weltweit nicht. Ein anderes Beispiel: Im Studium habe ich mich sehr mit Kernphysik beschäftigt. Ich hätte mir auch da in der Kernenergie-Politik gewünscht, dass nicht aus Ideologien heraus gehandelt wird, sondern anhand belegbarer Fakten. Man sollte viel häufiger solche Entscheidungen in die Hand von Ingenieuren legen. Bei dem Thema hatte ich den Eindruck, es wurde sich erst eine Meinung gebildet und dann hat man die Ingenieure gefragt. Das war mehr ein von Ideologien geprägter Weg. Leider.
Aber was ist mit den mangelnden Speichermöglichkeiten für Strom aus Wind und Sonne?
Zur Nichtspeicherfähigkeit von Wind und Solar folgende Anmerkung: Aktuelle Studien belegen, dass wir in Deutschland problemlos weitere 200 Gigawatt-PeakPhotovoltaik plus zusätzlich 25.000 Windkraftanlagen anschließen können, ohne unser deutsches Energienetz zu überlasten. Wichtig dabei ist, dass wir die Photovoltaik dort bauen, wo sie am effizientesten sind und mögliche Dachflächen auch wirklich dafür nutzen. Diese gewonnene Energie wäre auf jeden Fall ausreichend, um damit konservative Kraftwerke zu entlasten, ohne dass wir in Speicher reinlaufen. Das Thema der Dunkelflaute kommt ganz zum Ende der Energiewende. Es wird umso drängender, umso mehr wir zubauen und anderes abschalten, aber es drückt uns aktuell gar nicht. Erstmal sollten wir das Machbare zugunsten des Klimas tun und dann das andere. Ich bin da sehr optimistisch. Die Speichertechnologie entwickelt sich rasant weiter. Es wird Wasserstoffbatterien geben und die Speicherung durch Wärme ist jetzt schon ein Riesenthema. Wenn wir bei uns im Werk aus unserer Photovoltaikanlage Energie übrighaben, nutzen wir diese, um mit Hilfe eines Wärmetauschers unsere Werkshallen und das gesamte Bürogebäude bestmöglich zu klimatisieren. Das könnten wir deutschlandweit massiv ausbauen.
Wir beschäftigen uns als Unternehmen selbst damit, sind als Fertigungsstätte CO2-neutral, das ist unsere Unternehmensphilosophie.
Sie schauen optimistisch in die Zukunft und wollen ermuntern?
Keine andere Volkswirtschaft ist, von ihrer Grundstruktur her, besser aufgestellt als die deutsche, sich en Herausforderungen des globalen Energiehungers zu stellen. Weder macht es Sinn mit kleinlicher Bevormundung des Bürgers die Klimawende herbeizuzwingen, noch darf man die Augen vor den Problemen verschließen oder propagieren Klima und Wohlstand widersprechen sich. Mit innovativen Unternehmen und hervorragend ausgebildeten Ingenieuren sowie bestens qualifizierten Facharbeitern, Technikern und Meistern braucht Deutschland keine Herausforderung
zu fürchten. Im Gegenteil, technologische Umbrüche und neue Herausforderungen waren schon immer der Boden, auf denen gut aufgestellte Unternehmen neue Chancen und Märkte erschlossen haben. Das sehe ich auch jetzt bei unseren Kunden. Einer ist zum Beispiel Großenergieverbraucher und stellt gerade seinen Abnahmezyklus so um, dass er im Sommer, wenn Energie da ist, mehr produziert und im Winter weniger bis gar nichts. Hierzu sind zwar signifikante Anfangsinvestitionen nötig, aber langfristig geht mein Kunde davon aus, mit deutlich niedrigeren Energiekosten zu produzieren. Eine Anpassung des Verbraucherverhaltens und die Verfügbarkeit von günstiger Energie geht nicht überall, aber in einigen Branchen und Gebieten ist sie machbar.
Müssen auch wir Bürger uns mehr mit Strom beschäftigen?
Ja, jeder Einzelne sollte sich mehr mit Nachhaltigkeit und damit auch mit Energie beschäftigen. Der Energiehunger steigt und es ist gut, wenn ich schaue, was ich im Kleinen beitragen kann. Und damit meine ich nicht in erster Linie den gestrichenen Flug nach Mallorca, so löblich dies auch ist. In Indien wächst der Bedarf an Inlandsflügen in den nächsten Jahren um ca. 20 Prozent.
Da muss eher ein grüner Kraftstoff auch für Flugzeuge her! Mit Konsumverzicht werden wir es nicht lösen, davon bin ich überzeugt.
Wir brauchen grundsätzlich neue Technologien und Gewinnung aus nachhaltigen Energieträgern, um hier eine Wende zu schaffen. Zusätzlich trägt der Bürger intensiv dazu bei, indem er – wenn möglich – Photovoltaik auf sein Hausdach installiert. Der private Konsument verbraucht im Jahr durchschnittlich 1.500 kWh. Das heißt, mit einer Photovoltaikanlage von 6 bis 8 kW könnte ich schon mehr als den jährlichen Strombedarf einer Familie decken. Ja, das sogar bei uns im Sauerland, denn wir kommen hier auf 8.000 kWh im Jahr. Im sonnigen München sind es sogar 12.000 kWh. Das ist doch schon mal ein Wort: Ich kann erzeugen, was ich verbrauche. Übrigens: Wenn das jeder machte, wären wir trotzdem von der immer so gefürchteten Netzüberlastung noch weit genug entfernt. Und wir würden Milliarden von Euro einsparen, die wir nicht, zumindest überwiegend, von Ländern zukaufen müssten, deren Regierungen wir nicht unterstützen wollen.
Was wünschen Sie sich von den Parteien?
Die Politik macht es einem im Moment nicht leicht Optimist zu sein. Die Wirtschaft braucht Planungssicherheit. Und es sollten Anreize geschaffen werden. Von allen Methoden, einen Menschen zu überzeugen, funktioniert am besten jene, die ihm einen Benefit bringt. Einen unmittelbaren Vorteil, und das heißt in den meisten Fällen ‚Geld‘. Und dann die Kommunikation!
Wir haben wahnsinnig viele Vorteile durch den Einsatz erneuerbarer Energien … wir kommunizieren sie nur nicht.
Warum nicht mehr positive Beispiele aufzeigen? Ich habe zum Beispiel in meinem Unternehmen einmalig 500.000 Euro für eine Wärmepumpe investiert und spare jetzt jedes Jahr mehr als 100.000 Euro ein. Wenn die Energie günstig genug ist, werden die Leute schnell kreativ. Wir müssen uns im Klaren sein, dass, wenn wir in die „Erneuerbaren“ investieren, wir langfristig
einen großen Vorteil haben. Man male sich aus: Eine halbe Stunde Sonne im Sommer liefert so viel Energie, dass diese für ein ganzes Jahr in Deutschland reichen würde. Und ob ich eine Windkraftanlage hässlich oder schön finde hat viel mit Psychologie zu tun. Wir fanden es in Deutschland auch mal schön, dass Schornsteine rauchten. Liegt ein finanzieller Vorteil darin, dann ist
so eine Anlage auch ‚schnell schöner‘. Und machen wir uns doch nichts vor … solange wir Gas konsumieren, werden Despoten und Diktatoren wie Putin auch Geld für Kriege haben. Wir halten Menschen an der Macht, die keine haben sollten. Eine Energiegenossenschaft ist der richtige Weg, dann geht das Geld zu uns selbst oder zum Nachbarn! Wenn es sich rechnet, machen die Leute
gerne mit.
Frage an den Spannungsexperten: Bringen vielleicht kleinere Netze etwas?
Ja und Nein! Es ist erstrebenswert, ein möglichst großes Netz zu haben, weil es Stabilität garantiert, aber trotzdem die Möglichkeit schafft die Energie nah zu nutzen. Wenn ein großer Discounter, wie ich jetzt bei einem Vortrag gehört habe, auf allen Filialen Photovoltaik installiert, und den Strom zu 90 Prozent selbst nutzt, dann ist das technisch absolut der richtige Ansatz. Die Energie wird dort genutzt, wo sie erzeugt wird. Trotzdem braucht auch jeder Discountmarkt weiterhin den Anschluss ans öffentliche Netz, um eine stabile Frequenz und Spannung zu haben. Es ist eine der großen Stärken Europas, dass wir ein Energienetz haben, das von Lissabon bis Litauen eine große Menge an Erzeugern und Verbrauchern miteinander verknüpft. Um einen Kompressor zu starten, reicht die PV auf dem Dach nicht aus, dafür braucht man das Verbundnetz. Technisch gesehen ist das also fast ideal, wenn man Energie kleinräumig produziert und großräumig verknüpft. Ein solches Netz wäre unter dem Aspekt Versorgungssicherheit, Versorgungsqualität aber auch Resilienz gegen terroristische Angriffe ideal.
Leider wird dabei ein wichtiger Stakeholder, nämlich der Netzbetreiber, benachteiligt. Er stellt weiterhin die nötige Infrastruktur zur Verfügung, aber würde, durch die zukünftige energetische Unabhängigkeit eines jeden einzelnen, nicht ausreichend entlohnt. Wir müssen auch unter diesem Aspekt zukünftig Tarifmodelle finden, die sich an den technischen Gegebenheiten orientieren und nicht an Ideologien.