„Wir sind Dorfkinder mit Visionen!‟
Brilon. Schon der Slogan ist außergewöhnlich: „Küchen mit GEHT DOCH Garantie“! Was ist das denn bitte schön? Wer das 13-köpfige Team von Kulinario Küchen kennt, weiß sofort was gemeint ist. Und das sind nicht wenige
Brilon. Schon der Slogan ist außergewöhnlich: „Küchen mit GEHT DOCH Garantie“! Was ist das denn bitte schön? Wer das 13-köpfige Team von Kulinario Küchen kennt, weiß sofort was gemeint ist. Und das sind nicht wenige Sauerländer und Umländler. Mindestens jene, die hier in den vergangenen 25 Jahren ihr Küchenglück gefunden haben. Und auch die, denen sie es weitererzählt und die zumindest mal im Studio an der Möhnestraße geschnuppert haben.
Ja, 25 Jahre, richtig gelesen. So lange ist es her, dass mit Winfried Götte und Matthias Kappe zwei Mitarbeiter von Impuls/Alno ihren Plan von der Selbstständigkeit umsetzten. Was daraus wurde, wissen nicht nur etliche zufriedene Kunden in der Region. In der gesamten Küchenbranche ist Kulinario ein Begriff. Zum zehnten Mal in Folge landete das Küchenstudio in der Zeitschrift Architektur und Wohnen (AW) unter den Top 100 Küchenhäusern deutschlandweit, die Zeitschrift Schöner Wohnen kürte eine Kulinario Küche zur schönsten Küche Deutschlands und beim Plus–X–Design-Award fanden sie sich ebenfalls im erlesenen Kreis der Top 100 wieder.
Dass all dies mit den ersten Verkäufen aus Matthias Kappes Jugendzimmer in der Engelbertstraße begann, erscheint heute undenkbar, sagt aber so viel über dieses Unternehmen und seine Erfolgsgeschichte aus. Eine, die weitergeführt wird, denn in der Geschäftsführung steht der Nachwuchs in den Startlöchern: Jonas Götte tritt ab dem 1.1.2025 in die Fußstapfen seines Vaters Winfried, der sich aus dem operativen Geschäft zurückzieht. Ein Dorfkind und Ur-Briloner mehr, der die Philosophie von Kulinario versteht, freut sich Matthias Kappe. „Wir leben selbst, was wir den Kunden sagen. Wenn ich mein T-Shirt ausziehe, steht auf meiner Brust #Dorfkind – und das bleibt auch! Wir sind Dorfkinder mit Visionen!“
„Wir sind extrem persönlich und das Schönste ist, wenn der Kunde sagt, ich bin total glücklich!‟
Regional orientiert und immer von Mensch zu Mensch
Dorfkind steht für Bodenständigkeit, die „GEHT DOCH Garantie“, für Top-Ausstattungen, die alle aktuellen Küchentrends miteinbeziehen. Über regelmäßige Messebesuche, beste Kontakte zu den Lieferanten und als Partner der Einkaufsgemeinschaft GEDK/Küchengilde in Berlin sind die Kulinario-Experten immer auf dem neuesten Stand. Zu 85 Prozent verkaufen sie Küchen regional und im privaten Bereich. „Projekte weit entfernt sind seltener, dieses Jahr zum Beispiel in Hamburg. Das war toll, aber auch kritisch wegen der Entfernung. Ich kam einmal zum Aufmaß und alles war noch im Rohbau. Da konnte ich nichts machen. Aber das Projekt war fantastisch, ein Penthouse direkt zwischen Elfi und Michel. Und es waren total nette Kunden, wohlhabend und gleichzeitig sehr, sehr bodenständig.‟
Während Matthias am Tisch im Studio erzählt, kommt ein Pärchen rein, schaut sich um. Sofort fragt er: „Hallo, was können wir denn für euch tun? Ach, ihr wollt schauen! Ja, gern, macht es euch gemütlich, schaut in Ruhe, dürfen wir euch beim Stöbern einen leckeren Cappuccino anbieten?“ Wenig später kommt die Frau am Interviewtisch vorbei und sagt: „Jetzt könnten wir Beratung gebrauchen!“ „Ja klar, bekommt ihr gerne!“ Matthias Kappe springt sofort auf, ruft den Kollegen. Wenn er seine Kundenbeziehung schildern möchte, sagt Matthias Kappe Sätze wie diese: „Wir sind extrem persönlich.“ Und: „Das Schönste ist, wenn der Kunde sagt, ich bin total glücklich!“ Es ist absolut stimmig, dass er seine Kunden gleich mit „ihr“, statt mit „Sie“ begrüßt. Weil es wertschätzend gemeint ist.
Ist Kulinario so eine Art Geheimtipp in der Region? „Ja, das hoffen wir! Das ist ein nettes Wort!“, sagt Matthias Kappe. Ungefähr 200 Küchen im Jahr verkauft und baut Kulinario. Die meisten im regionalen Umfeld, „aber interessanterweise kommen auch extrem viele Kunden aus Paderborn“. Ein paar Mal im Jahr „gönnen“ sie sich ein echtes Leuchtturm-Projekt, wie eben kürzlich Hamburg. 2024 war es z.B. auch die Kochschule von Pia Engel-Nixen in Recklinghausen (u.a. Kollegin von Frank Rosin), die sie ausstatten durften. „Das war schon cool.“ Und davor die eigene Kochschulen im Kulinarium am Marktplatz und als Partner in der Destille 1113 in Nehden. Mit El Campo aus Wünnenberg kooperieren sie zudem mit einem renommierten Weingeschäft.
Unbedingte Unternehmensphilosophie von Kulinario ist, die Unternehmen vor Ort miteinzubeziehen. Zu einer Kulinario-Küche gehört immer der gesamte Wohnraum, sie ist ganzheitlich konzipiert, inclusive Böden, Wänden, Beleuchtung… Dafür stehen örtliche Raumausstatter, Elektro-Betriebe und viele mehr mit in den Startlöchern. „Wir leben ja von Brilon und versuchen, das Geld auch immer hier im Umkreis zu lassen“, weiß Matthias Kappe. Und er schätzt das, was er dafür zurück bekommt: „Ich kann aus jeder Branche jemanden anrufen. Aus so vielen Kunden, aber auch den Lieferanten und Handwerkern sind Freunde geworden!“
Zahlen und Trends: Studio wuchs „nebenbei“
Und alles fing so an: Winfried Götte entdeckte, dass das Küchenstudio von Tuschen an der Möhnestraße zum Verkauf stand. Sie griffen zu und krempelten alles nach ihrem Konzept um. Schon damals schrieben sie „Küchen mit GEHT-DOCH-Garantie“, plakativ an die Hauswand. Lange Zeit hatten sie ein externes Lager bei Fritsch in Brilon. „Als der nette, ältere Herr nebenan sein Haus verkaufen wollte, um zu seinen Kindern zu ziehen, sagten wir ihm die Wahrheit, dass wir, wenn wir es kaufen, sein Haus abreißen müssen. Und er antwortete: ,Ich bin ja froh, wenn ich die Jugend unterstützen kann, wir werden uns da schon einig!“. Und so erfolgte 2014 die Erweiterung an der Möhnestraße um 500 qm Lager.
Hart war die Pandemiezeit ab 2020 für jedermann. Für ein Küchenhaus war sie fast nicht mehr zu stemmen, denn alle wollten es sich nun zu Hause so richtig schön machen. „Wir haben sieben Tage die Woche täglich 15 Stunden und mehr gearbeitet und mussten trotzdem die Hälfte der Kunden nach Hause schicken; sei es, weil einfach kein ‘Menpower’ mehr vorhanden war, weil wir so gut wie keine Geräte geliefert bekamen oder weil es Lieferengpässe bei Elektrochips gab. Wir mussten vier- bis fünfmal zu jedem Kunden, weil der Backofen noch nicht geliefert war oder etwas anderes fehlte.“ Jonas Götte, der zu diesem Zeitpunkt gerade von Meister in Rüthen in den Familienbetrieb gewechselt war, ergänzt: „Wir haben damals die Ausstellung leergeräumt, um an Geräte zu kommen.“ Zum Glück haben sie die Zeit gesund überstanden und auch im Moment stimmt die Auftragslage. Das kommt nicht von alleine. „Von 100 Prozent, die unsere 25 Jahre ausmachen, sind 30 Prozent Arbeit, 20 Prozent Glück und 50 Prozent, das sind Kunden und Partner stets auf unserer Seite waren und sind.“
Lieferantentreue wird seit 25 Jahren im Hause Kulinario großgeschrieben: „Immer noch Nobilia, Ballerina, Häcker und Next 125, bei den Haushaltsgeräten Neff, Siemens, Bosch, Miele, Bora und Gaggenau.“ Aus Geschäftsbeziehungen sind oft Freundschaften geworden und Ehrlichkeit, Loyalität und Partnerschaft sind ein großes Credo.
Das Küchengeschäft hat sich in den letzten 25 Jahren doch sehr gewandelt. War es im Jahr 2000 der kleine Raum, in den einfach eine Küche hinein musste, ist die Küche heute Lebensraum, Zentrum des Hauses und teils Statusobjekt, so die Experten. Küchen werden konstant größer, eine Kücheninsel ist aus vielen Konzepten nicht mehr wegzudenken, jeder will sie… Die Dunstabzugshaube im Kochfeld, klar gesetzt… „Was man mit Geräten machen kann, ist ja der Wahnsinn“, sagt Matthias Kappe. Von der selbstreinigenden Spüle bis zum Homeconnect-fähigen Gerät …. Es gibt fast keine Grenzen. Und das ist natürlich auch bei der Materialvielfalt und -auswahl so.
Dass das Team ins 25. Kulinario-Jahr geht, merkt man vor allem daran: Manche Kunden kaufen nun schon die zweite Kulinario Küche. „Wir schenken seit Geschäftsbestehen unseren kleinsten Kunden immer einen Holzlöffel zum Mitkochen. Aus Kindern werden Leute und wir hören immer öfter den Satz: ‘Ich habe vor 20 Jahren einen Holzlöffel von Euch geschenkt bekommen, jetzt möchte ich selber eine Küche!’“
„Auch wir im Team müssen tendenziell jünger werden, wir sind immer empfänglich für Initiativ-Bewerbungen“, sagt Jonas Götte. Matthias Kappe wirbt: „Wir haben einen fordernden, tollen und kreativen Beruf. Bei uns lernt man: Es gibt für jedes Problem eine Lösung! Und Du kennst sie alle, alles läuft über persönliche Kontakte. Wir können Menschen richtig glücklich machen, und das zeigen sie uns auch. Erst kürzlich haben wir einen vier Seiten langen, handschriftlichen Brief von einem Kunden bekommen. Er begann damit, dass er gerade um elf Uhr abends in seiner Küche sitze und so happy über diese sei, dass er uns schreiben müsse. Und einmal ist ein Herr mit einem Blumenstrauß in der Hand hier reingekommen und hat gesagt: ‘Heute vor genau zehn Jahren habe ich meine neue Küche bekommen und ich freue mich immer noch wie am ersten Tag über sie.’“
Das Interview ist beendet und ein letzter Blick fällt auf den Hoodie, den Matthias Kappe heute trägt. Auf ihm steht (und das ist ganz sicher nicht zufällig) „Sei – Ein -Mensch!“