Briloner Schützen sind nun auch Hafenkapitäne.
Wohnmobilstellplatz an der Briloner Schützenhalle ist gut nachgefragt.
„Egal wie groß Ihr Wohnmobil ist oder ob Sie
mehrere Tage oder nur einige Stunden bleiben wollen:
Bei uns sind Sie herzlich willkommen.‟
St. Hubertus-Schützenbruderschaft
Brilon. „Vermietbar? Ganzjährig, außer zur Schützenfestzeit!“ Wohl kaum ein anderer Wohnmobilstellplatz außer jenem der Briloner St.-Hubertus-Schützenbruderschaft lädt seine Reisemobil-Gäste mit dieser klitzekleinen und doch ziemlich charmanten Einschränkung ein. Beim Schützenfest gibt’s keine Kompromisse, dann stehen hier die Transportfahrzeuge der Schausteller. Aber wenn mal wieder Fury, die Höhner oder andere kommen, sind die Wohnmobilisten in Reihe 1: erst zum Konzert und danach 100 Meter bis ins Bettchen! Viele andere Vorteile hat der Wohnmobilhafen. Ein Besuch vor Ort.
„Ich sage immer, auf einem Stellplatz müssen die Gäste sich wohlfühlen wie in ihrem Wohnzimmer!“, erklärt Johannes Becker. Es kann nur er sein, der die Eselsohr- Reporterin über den Platz führt: Als leidenschaftlicher Wohnmobilist und langjähriges Vorstandsmitglied begrüßt er sie auf dem großen Gelände links vor der Briloner Schützenhalle. Upps, die Schreiberin hat ausgerechnet den Entsorgungsbereich zugeparkt! Noch zeigt niemand Bedarf, sein Abwasser loswerden zu wollen. Aber obwohl November ist, parken hier drei Wohnmobile. Eines aus Korbach, das nächste aus Wesel und gerade eben kam noch eins aus Recklinghausen angefahren. Der Fahrer steigt aus und geht zum Parkautomaten. He? Erneutes Stutzen. Ja, er geht zum Parkautomaten! Zu so einem, wie sie überall in der Stadt
verteilt sind. „Nur mit anderen Tarifen“, erklärt Johannes Becker. Die Gäste können wahlweise stundenweise parken, um die Stadt zu besichtigen (für 1 Euro die Stunde) oder aber den Tagestarif für 24 Stunden zahlen (macht 10 Euro). Die Entsorgung ist kostenlos und Strom und Trinkwasser werden nach Verbrauch berechnet.
Enormer Arbeitsaufwand und finanzieller Einsatz, der sich langfristig rechnen soll Schon lange hatte Johannes Becker den kleinen Schützenwald vor der Briloner Halle als perfekten Wohnmobilstellplatz im Auge. Allerdings, das sagt
er selbst und meint es auch als Hinweis für andere Schützenbruderschaften, die ja durchaus ins Nachdenken kommen könnten: „Es ist schon ein enormer Aufwand, so was zu bauen, und auch mit vielen Kosten verbunden.“ Am 10. August 2018 wurde sein Traum wahr, denn alle, von der Stadt über Familie und Freundeskreis bis zu den Vorstandskollegen und der Kredit gebenden Bank, zogen mit. Nach einem Vierteljahr Bauzeit wurde der Wohnmobilstellplatz eingeweiht. „An dem Tag, als wir die Fotos für die Werbung machten, kam schon ein Wohnmobil aus Holland!“ Seitdem verzeichnet der Wohnmobilhafen stetig steigende Besucherzahlen. Auch dank Werbung über soziale Medien, Stellplatzführer oder den Stellplatz-Blogger Markus Lörer, der hier schon ein Filmchen drehte. Nun druckfrisch erschienen: der Flyer.
Insgesamt 12 parzellierte Stellplätze hat der Wohnmobilhafen, ca. 10 Meter lang und 6 Meter breit. Alle sind auf so genanntem Schotterrasen angelegt und für Wohnmobile kleiner neun Meter geeignet. Und, welch Luxus, es gibt noch dazu eine komfortable Ausweichfläche: Größere Wohnmobile und Reisemobile mit Anhänger können auf dem angrenzenden Parkplatz stehen. Dort befinden sich 15 weitere unparzellierte Stellplätze, die bei Bedarf genutzt werden können. Eine mobile Stromversorgung kann auf Wunsch aufgestellt werden. Ja, das wurde schon nachgefragt. „Wir hatten bereits eine ganze Gruppe mit 40 Wohnmobilen hier!“ Ob nun der Schotterrasen und der schöne Park mit Bänken und Baumstämmen, ob Elektronik, Trinkwasserversorgung oder Entleerungsmöglichkeit für die Campingtoilette: Dieses Paradies für Reisemobile entstand über Fachunternehmen und mit viel ehrenamtlicher Hilfe. Unterstützt von anderen Schützenkollegen waren allen voran neben Johannes Becker der Bauingenieur August Thiele und Elektromeister Manfred Schmitz im Einsatz, beide sind Ehrenvorstandsmitglieder. Direkt angrenzend an die Stellplätze entstand
eine Rasenfläche, auf der auch mal Kinder spielen können.
Im kleinen Schützenwäldchen lässt sich der Hund ausführen, es gibt Plastikbeutel für den Kot. „Und immer wieder gerne machen wir auch Führungen durch unsere Halle, die ja unser ganzer Stolz ist“, sagt Johannes Becker. Auch haben Gruppen schon diverse Räume in der Halle genutzt, auf Nachfrage machen die Schützen vieles möglich. Sie schauen auch regelmäßig nach dem Rechten, allen voran Johannes Becker: „Ich habe jahrelang wegen meines Berufs nichts für den Schützenverein machen können, aber jetzt habe ich die Zeit und engagiere mich gern mehr!“
Und sein Plan dahinter war von Anfang an, dieses besondere Gelände zu nutzen: „Irgendwann soll der Platz mal bei der Finanzierung der Schützenhalle helfen!“ „Stadtmitte 700 m, Supermarkt 150 m, Gasflaschentausch und Tiernahrung 200 m“ Selbstverständlich klären auch so einige Info-Tafeln über die Geschichte und Touristisches in der Stadt auf. Dazu der Flyer vom Altstadtrundgang, Hinweis auf die Tennisplätze nebenan. „Genießen Sie Ihren Urlaub auf dem neuen Stellplatz in Brilon!“, schreiben die Schützen im Netz und auf ihrem neu erstellten Flyer. Der Platz wirbt für Sauerland und Stadt und wer alle Infos sieht, merkt: Hier gibt’s einiges zu erkunden. Oder, wie die Schützen es ausdrücken: „Genießen Sie Ihren Besuch bei einer Wanderung durch das Sauerländer Mittelgebirge, entdecken Sie die Geheimnisse des Briloner Waldfeenpfads oder erkunden Sie Brilon und das Sauerland auf einem der zahlreichen Radwege. Egal wie groß Ihr Wohnmobil ist oder ob Sie mehrere Tage oder nur einige Stunden bleiben wollen: Bei uns sind Sie herzlich willkommen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!“ Doch nicht nur das. „Stadtmitte 700 m, Supermarkt 150 m, Gasflaschentausch und Tiernahrung 200 m, Hallenbad 700 m, Bushaltestellen 100 m“, wirbt die Schützenbruderschaft. Hier kann sie wirklich aus dem Vollen schöpfen. Die Stadtlage insgesamt könnte besser nicht sein.
„Wir wohnen in Haltern bei Recklinghausen auf einem Campingplatz“, erzählt Ehepaar Lindstedt. Die Eltern wohnen auch dort. Ja, richtig gehört: Sie leben wirklich unter Campern, in 55 Quadratmeter großen Mobilheimen. Herr Lindstedt zeigt einen Film: Sieht schick aus, direkte Nähe zum Kanal und zu einem Yachthafen. Wie er von Brilon erfahren hat? „In Holland von einem Camping- Kollegen!“ „Sehen Sie, so sind die Wohnmobilisten! Gesellig und offen!“, wirft Johannes Becker ein. Und noch etwas haben ihm andere Stellplatz-Gäste gesagt:
„Wie schön doch unser kleines Städtchen Brilon ist.“
Das war nicht einer, nein: viele! Stellplatz heißt Geselligkeit. Also: „Willkommen an der Schützenhalle!“ Allerdings mit einer Ausnahme das müssen Sie verstehen. Einmal im Jahr. Im Sommer, für drei bis fünf Tage. Je nachdem, ob Schnadejahr oder nicht. Siehe oben.