„Uns schlägt eine Welle an Sympathie entgegen.“

Internist Dr. Wilhelm Redenbach und Ehefrau Petra freuen sich auf die Eröffnung ihrer Hausarzt-Praxis am 2. Oktober in der Keffelker Straße.

Text von Sonja Funke.

Brilon. Nur noch ein paar Tage und die hausärztliche Situation in Brilon erfährt zumindest eine merkliche Entspannung: Dr. Wilhelm Redenbach, eröffnet am Montag, 2. Oktober 2023, gegenüber den Brilon Arkaden in der Keffelker Straße 4, wo zuvor Dr. Bäuerlein niedergelassen war, seine Praxis. Der Facharzt für Innere Medizin mit hausärztlich internistischem Schwerpunkt,
startet dort neu. Das heißt, auch mit ganz neuen Patienten. Und die stehen ungeduldig in den Startlöchern. Schon ab Juni gab es etliche Anfragen. Was also tun ab dem 2. Oktober, wenn dringend ein Hausarzt benötigt wird? „Einfach anrufen oder vorbeikommen“, erklären der Mediziner und seine Ehefrau im Gespräch mit dem Eselsohr gänzlich unaufgeregt. „Wir werden
die Anfragen ganz in Ruhe und nach Dringlichkeit abarbeiten. Wir nehmen alle, die uns brauchen und die wir schaffen“, betont das Ehepaar. Jahrzehntelange Erfahrung lässt beide die Sache gelassen angehen. Sie freuen sich merklich auf Brilon und die neuen Patienten! Tatsächlich gab es in Dortmund schon die ersten Anrufe von (erwachsenen) Kindern, die weit weg wohnen,
und dringend einen Hausarzt für ihre betagten Eltern suchen, vor allem auch zum Rezepte ausstellen. Redenbachs versichern: „Wer dringend ein Rezept braucht, wird selbstverständlich mit als erstes drangenommen!“

„Ich arbeite so lange, wie ich kann“

Die Neueröffnung ist eine Herzensangelegenheit – von allen Seiten. Mit Wilhelm Redenbach kehrt ein gebürtiger Briloner zurück, der hier sein Abi machte und u.a. vor 40 Jahren bei Chefarzt Dr. Bette in der Bigger Elisabethklinik als Krankenpflegehelfer sein Geld fürs Studium verdiente, bevor es ihn nach Münster zum Studium und dann nach Dortmund verschlug. Sein Sohn Philipp, der bis heute in der Waldstadt lebt, schilderte ihm die hausärztliche Notlage in Brilon und motivierte ihn, hier noch einmal einen Neuanfang zu machen. Darüber hinaus sind Wilhelm Redenbachs Gedanken oft bei seinem ehemalige Mitschüler Michael Reiß, dessen plötzlicher Tod im Frühjahr ihn erschütterte.

So entschied er sich, die Zulassung zu beantragen, die er im Juni erhielt, und verpflichtete sich, mindestens fünf Jahre als Hausarzt in Brilon zu praktizieren. „Das ist nur die Mindest-Zeit. Ich arbeite so lange, wie ich kann“, sagt der Internist und ergänzt: „Eben, weil ich 70 bin und noch fit. Ich bin der Meinung, dass man, solange man fit ist, seine Erfahrung weiter einbringen sollte.
Ich kann mich doch auf der Höhe meines Wissens nicht hinhocken und Bienen beobachten. Das wäre für mich traumatisierend! Wir machen das volle Praxisprogramm mit 30 Stunden und allen Angeboten einer Hausarztpraxis. Als Internist habe ich meine Ansprüche an die Diagnostik. Wir haben selbstverständlich EKG und Ultraschall in der Praxis. Und wer weiß, vielleicht findet sich ja auch in den Jahren, die kommen, jemand zum Anlernen und Reinnehmen!“ Ob der Beruf eine Berufung für Wilhelm Redenbach ist? „Er ist auf jeden Fall ein Kümmerer“, sagt seine Frau, die 64 Jahre alt ist. Ihr Mann spricht indes sichtlich gerührt von seinen langjährigen Patientinnen und Patienten der Praxis im Dortmunder Klinikviertel und wie schwer es ihm fällt, sich von ihnen zu verabschieden. Doch zum Glück fand er eine geeignete Nachfolgerin und ist froh, alle in guten Händen zu wissen. „Dortmund ist irgendwie nicht mehr unsere Stadt gewesen. Meine Frau stammt aus Andreasberg, wir sind in der Wolle Sauerländer“, erklären sie. Die Zeiten in Dortmund standen auf Abbruch. Schon seit eineinhalb Jahren wohnen Redenbachs wieder im Sauerland, haben sich in Grevenstein ihren Traum vom Eigenheim verwirklicht. Noch dazu habe sich in den vergangenen Jahren in der Großstadt der Umgangston auch in der Praxis merklich verändert.

„Wir glauben, dass das auf dem Land noch anders ist, und fühlen uns durch die viele Wertschätzung, die wir in den vergangenen Wochen schon erfahren haben, bereits jetzt bestätigt. Uns schlägt eine Welle an Sympathie entgegen. Das ist so schön!“ Hervorheben möchten sie das Engagement von Brilons Bürgermeister Dr. Christof Bartsch, der nicht mehr lockerließ, nachdem ihn Wilhelm Redenbach das erste Mal angerufen hatte. „Er hat uns beide mit engagierter Hilfe seines Teams, besonders Bianca Funke und Clemens Mund, auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten durch Brilon geführt.“ Die ehemaligen Praxisräume in der Keffelker Straße sprachen die beiden sofort an: „Von solchen Sprechzimmern kann man in der Großstadt nur träumen!“, sagt Wilhelm Redenbach, in einem der luftigen, hellen Räume stehend.

Eheleute bilden gemeinsam mit einer Angestellten ein autarkes Praxis-Team

Die zukünftigen Patienten erhalten einen Arzt, der sich in keinem Fall als Halbgott in Weiß verstehen will und darum seit Ende seiner Klinikzeit keinen Kittel mehr trägt, sondern als ihr Partner und noch dazu mit ganz speziellen Kenntnissen im Bereich Diabetologie (allerdings wird Brilon keine Schwerpunkt-Praxis).

„Unser Ziel ist es, dass unsere Patienten sich nicht nur im medizinischen, sondern auch im menschlichen Sinne gut behandelt, gut aufgehoben und rundum wohl fühlen“,

lautet die Praxis-Philosophie in Dortmund wie in Brilon. Und die Redebachs gibt es nur im Doppelpack: „Es ist uns wichtig, dass wir völlig autark sind. Ich mache das Ärztliche, meine Frau als ausgebildete Diabetesberaterin organisiert alles drumherum. Ohne meine Frau würde die Praxis nicht laufen, wir verstehen uns blind“, sagt Wilhelm Redenbach. Dennoch brauchen auch sie
Unterstützung: Eine medizinische Fachangestellte in Vollzeit ist bereits angestellt.

Jetzt freuen sich die beiden auch, Brilon als Stadt (wieder) zu entdecken und Kontakte zu knüpfen. Nicht nur für Brilon ist sein Kommen eine runde Sache, auch für den Mediziner schließt sich hier ein Stück Lebenskreis.