Weihnachten und Ostern ohne Esel? Undenkbar!
Huberta und die Menschen - von Winfried Dickel
„…wenn sie dann
noch eine Heft seite
verknickt hatt en, wurde
der Knick Eselsohr genannt..“
„Stille Nacht, heilige Nacht“: Beim letzten Weihnachtsfest stimmte das wirklich. Es war schon fast unheimlich still, weil sich die Familien nicht wie gewohnt besuchen durften.
Wenn auch nicht jeder kommen durfte, wir Esel waren schon da. Wir passten in den Weihnachtskrippen mit den Ochsen auf das Jesuskind auf.
So war das schon vor 2000 Jahren. Immer zum Weihnachtsfest haben wir Esel Hochsaison. Mit unseren empfindlichen beweglichen Ohren merken wir sofort, wenn Gefahr droht.
Das Jesuskind ist bei uns sicher. Es ist ganz feierlich, wenn in den Familien und in den Kirchen die vielen Kerzen und die Weihnachtslieder für festliche Stimmung sorgen.
Im letzten Jahr war alles anders. Auch in den Kirchen wurden stille Messen gefeiert. Uns Eseln und den Ochsen fehlten die Kinder,
die staunend vor den prachtvollen Krippen in den Kirchen standen.
Wo waren die Kinder, die mit ihren Krippenspielen ihre Eltern, Großeltern und alle Kirchgänger in Weihnachtsstimmung versetzten?
Uns graut schon davor, wenn wir zu Maria Lichtmess mit den anderen Krippenfiguren wieder in den dunklen Kästchen auf dem Dachboden verschwinden.
Dann ist es vorbei mit dem Weihnachtsfrieden. Als Esel hat man es nicht leicht. Die Menschen beschimpfen einander dann wieder und nennen sich gegenseitig „Du alter Esel“.
Früher mussten Schüler, die nicht so gut lernen konnten, in der Schule in der „Eselsbank“ sitzen. Wenn sie dann noch eine Heftseite verknickt hatten, wurde der Knick Eselsohr genannt.
Wer seine Fehler nicht einsehen will, wird heute noch „störrischer Esel“ genannt.
Unsere Eselvorfahren konnten mit unseren großen Augen und den langen Wimpern noch so treu schauen, sie hatten es nicht immer leicht.
Bald haben wir Esel aber wieder einen großen Auftritt . Karfreitag rufen die Leute wieder Hosianna. Es dauert aber nicht lange, dann heißt es bald „kreuziget ihn“.
So ist das mit den Menschen. Schaut Euch mal einen meiner Artgenossen genau an. Auf dem Fell haben viele von uns ein Kreuz. Die Menschen nennen es Aalstrich.
Ratet mal, wer uns dieses geheime Ehrenzeichen verliehen hat!
Wir Esel sind klug, gutmütig und verlässliche Gefährten
aller Menschen, die uns gut behandeln.
Eure Huberta