Schweizer Koch schwingt die Pfanne in Altenbüren.

Vom Riesenrestaurant in Karlsruhe in die beschauliche Mühle.

Altenbüren. „Kommt, lasst uns mal wieder zur Mühle wandern! Echt lange nicht gemacht!“ Wer sich zum Beispiel vom Esshoff auf den beliebten Wanderweg dorthin macht, wird nicht nur Bäume vermissen, sondern auf neue Pächter stoßen: Seit Juni 2022 haben dort Andreas Bossong und Carmen Pröpper übernommen. Der neue Koch kommt aus der Schweiz – setzt im Sauerland aber erst einmal auf gutbürgerliche deutsche Küche und saisonalen Spezialitäten. Seine Frau Carmen stammt gebürtig aus Brilon, ist hier zur Schule gegangen. Sie backt die frischen Kuchen, die täglich serviert werden. Und: Mittwochs ist Waffeltag.

„Irgendwie war jetzt der richtige Zeitpunkt“, so das Paar zu seinem Umzug aus Karlsruhe im vergangenen Jahr. Carmen Pröpper wollte näher bei ihren Eltern in Brilon sein, der Sohn war gerade auf die weiterführende Schule gewechselt. „In fünf Jahren hätten wir das nicht mehr gemacht“, sagen die beiden, die in ihren 40ern sind.

Gulasch und Lachs statt Chorizo und Tortilla.
Nun also Gulasch und Lachs statt Enchilada und Tortilla: Vom großen Franchise-Spanier mit 180 Außen- und 250 Innenplätzen mitten in Karlsruhe wechselten sie in die innen höchstens 70 Besucher fassende, beschauliche Mühle mit ihrem lauschigen Biergarten und gemütlichen Mühlenkeller. „Hier kann mein Mann kreativ werden“, sagt Carmen Pröpper. „Das ist doch der Traum jedes Kochs“, ergänzt Andreas Bossong, der seine Ausbildung in einem 4-Sterne-Hotel absolvierte und danach immer ein paar Jahre lang in diversen Hotels und auch französischen Restaurants unterwegs war. Er arbeitete vor der Meisterprüfung für kurze Zeit in der Karibik, war danach – mit 24 Jahren – Sous-Chef im Radisson- Hotel Basel und zog dann seiner damaligen Partnerin zu Liebe nach Deutschland. Dort lernte er später Carmen Pröpper kennen. Sie war Geschäftsführerin des spanischen Restaurants, in dem er arbeitete. „Carmen wollte nicht in die Schweiz, aber lange schon wieder hier hoch ins Sauerland. Ich habe gesagt: Dann lass uns doch mal gucken!“ Mitten in die Suche traf die Nachricht, dass Familie Dietz die Mühle übergeben wollte. Treffer.

Variationen in der Karte, Kuchen für Wandergäste
Wird denn jetzt auch Schweizerisch gekocht? Noch nicht, die neuen Pächter tasten sich langsam heran an den Sauerländer Geschmack mit ein, zwei wechselnden neuen Gerichten: Blaue Kartoffelsuppe – ja, das geht. Süßkartoffelpürree mit Lachs auf der Sommerkarte – ja, mag der Sauerländer durchaus. Auf der ständigen Karte: Mühlenschnitzel mit Schmorschnitzel, Spiegelei und Bratkartoffeln. Der Renner. Spareribs an Sweet- Chilly–Sauce. Ein echter Treffer! „Wir versuchen, eine Mischung zu finden. Schnitzel werden erwartet, andererseits möchte ich aber auch gerne einen Wechsel reinbringen, jüngeres  Publikum holen und was Ausprobieren“, so der Koch. So einige Stammgäste hat er damit und seine Frau mit ihren leckeren Kuchen bereits gewinnen können. Die Mühle ist ein klassisches Ausflugslokal an Wanderwegen und Mountainbike-Routen.

Mit einem jungen Team von Schülern und Studenten sind die neuen Pächter gut aufgestellt. Nicht nur Briloner, besonders viele Gäste zieht es vom Plackweg, aus Kallenhardt oder Rüthen, Lippstadt oder Geseke her. Sie bekommen täglich frischen Kuchen. Kaffee kommt aus der Siebträgermaschine. „Im Sommer war hier richtig was los“, freuen sich die neuen Pächter. Auch die ersten Weihnachtsfeiern hatten sie schon.

Darüber hinaus lockt der Mühlenkeller mit Blick auf das Wasserrad an der Glenne kleinere Gruppen von bis zu 25 Personen für Feiern, zum Beispiel mit Buffet. Eigene Toiletten, eigene Zapfanlage, Kühlschrank… alles da. Na, da wären doch auch Tapas eine gute Buffet-Möglichkeit, oder? „Klar, das habe ich ja 13, 14 Jahre lang gemacht“, sagt Andreas Bossong. Und eine kleine Idee vom Schweizer Käsefondue ist – angesichts seiner Herkunft – zumindest schon in seinem Kopf. Aber erstmal die Sauerländer und ihren Geschmack richtig kennen lernen. Eine eigene Linie finden.