„Kleine“ Reiterin auf der „großen Bühne“

Show-Training bei Isabell Werth auf der Equitana in Essen

„Ich habe die Reiter so oft bewundert,
wenn ich als Zuschauerin dort saß
und mich gefragt, wie kommt man dahin?”
Louisa Wegener über den Weg zum unvergesslichen Erlebnis in Essen

 

Altenbüren/Essen. Es war ein Dienstag, der 12. April 2022, um 12.30 Uhr, als sich ein Traum von Louisa Wegener erfüllte: Die 27-Jährige bekam eine Trainingseinheit. Nicht bei irgendeiner Trainerin, sondern bei Isabell Werth, der besten Dressurreiterin der Welt. Und auch nicht irgendwo, sondern in einer riesigen Halle auf der Equitana in Essen. Vor mehr als 4000 Zuschauern. Doch von vorn: Die Reise von der Reitanlage „Neue Herrlichkeit“ aus in eine ganz andere persönliche Herrlichkeit startete schon Ende März, als die Bewerbung anstand. Louisa lebt seit der Eröffnung im Jahr 2018 auf dem nagelneuen Pferdehof mit Pensionsbetrieb im Außenbereich von Altenbüren. Ihre Eltern haben hier ein Paradies für Pferde geschaffen, von den geräumigen Boxen mit Außenterrasse bis hin zur riesigen Reithalle mit fantastischem Blick auf Brilon.
Die vielen Jahre Die Kulisse für ein Bewerbungsvideo war also schon einmal perfekt. Doch das war wohl nicht das Entscheidende dafür, dass Isabel Werth ausgerechnet Louisa auswählte. „Die Aufforderung zur Bewerbung war irgendwann mal bei Instagram aufgeploppt und ich habe damals schon gesehen, dass ich zumindest alle Kriterien erfüllt habe. Als einen Tag vor Bewerbungsschluss noch mal eine Erinnerung kam, war klar, jetzt muss ich direkt dran oder ich lasse es.“ Sie drehte mit ihrer Freundin das Bewerbungs-Video, schnitt bis in die Nacht, sendete es ein.
Zwei Jahrzehnte Training vom ersten Pony bis zur MKlasse im Dressurreiten, wo sie vor allem auf Turnieren in der Umgebung unterwegs ist. Der unbedingte Blick aufs Tierwohl. Das Bewusstsein, im Hobby voller Liebe und Ehrgeiz zu reiten. All dies macht „Lulu“ aus. All das packte sie mit ins Video. Zehn Tage später kam der Anruf aus Essen: Isabell Werth hat sie gemeinsam mit zwei weiteren Reitern für die Trainingsstunde ausgewählt! „Ich habe mich mega gefreut! Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich mal auf der Equitana, geschweige denn bei Isabell Werth, reiten würde. Dies habe ich auch meinem Pferde Dalmi zu verdanken, mit dem ich seit eineinhalb Jahren ein Team bin.“ Der große Tag Louisa hat den großen Tag in ihren Instagram-Stories festgehalten: Am 12. April morgens um 6.56 Uhr geht es los, sie führt ihren achtjährigen Fuchs in den Pferdeanhänger. Es begleiten sie zwei Freunde. Angekommen in Essen wird Dalmaz im Stallzelt untergebracht. Mit einem kleinen Sekt startet der Tag und Louisa trifft zum ersten Mal Isabell Werth. Sie legt mit den drei ausgewählten Reiterinnen eine Reitfolge fest und wer welchen Schwerpunkt durch das Training noch verbessern möchte. Louisa und Dalmi sollen beginnen.

Der Mittag rückt immer näher. Vom Stallzelt reiten die Beiden zur Messehalle in den Backstage-Bereich zum Warm-Up. „In der Halle lief noch das Showprogramm mit spanischen Pferden. Isabell Werth hat noch mal kurz alles mit uns besprochen. Und dann erlebte ich eine Überraschung: Die Vorbesitzer von Dalmaz waren da und wünschten uns viel Glück, das war noch mal ein richtiger Push.“ Jetzt ist es 12.25 Uhr, die Anspannung steigt. Dann sagt der Hallen-Sprecher: „Man könnte meinen, es wäre ein Gala-Abend, es sind schon gut 4000 Leute in der Arena!“ Lulu schaut nervös ihre Freunde an: „Können wir nach Hause fahren?“ „Nein, Du machst das!“, sagen die. Und schon geht es rein ins Hallenrund. Es gibt kein Zurück. Und Dalmaz ebenso wie seine Besitzerin beweisen richtig gute Nerven: „Ich habe die Reiter so oft bewundert, wenn ich als Zuschauerin dort saß und mich gefragt, wie kommt man dahin?“ Jetzt ist sie dort und gibt gemeinsam mit Isabell Werth ihrem Dalmi die Zeit, sich mit der Halle und dem Publikum vertraut zu machen. „Er war erst ängstlich, als geklatscht wurde. Doch schnell haben wir Vertrauen gewonnen, Isabell Werth hat uns begleitet und gute Tipps gegeben.“ Ihre Mama und der angereiste persönliche Fan-Club sitzen im Publikum. Ruck, zuck sind die 25 Minuten vorbei. „Gut gemacht!“ sagt Isabell Werth, zurück im Backstage-Bereich, und gibt der Sauerländerin noch ein Feedback. Sie nimmt sich Zeit für ein letztes Foto. Und, wie war die Trainerin so? Star-Allüren? „Überhaupt nicht! Sie war nahbar.“ Louisa zeigt den Film, den sie nachher auf der Equitana erwerben konnte und den sie selbst sich schon viele Male angeschaut hat. Souverän reitet sie durch die Halle, auch bei der abschließenden Ehrenrunde mit den beiden anderen. Wer Laie ist, sieht nur die Eleganz dieser Reiter, von wegen Unterschiede im Niveau! Die Zeit danach Wie auf Flügeln genießt Lulu den Rest des Tages mit ihrem Fan-Club auf der Equitana. Gegen 21 Uhr sind sie aus Essen zurück in Altenbüren. Die Insta-Stories belegen: Erst wälzt sich Dalmi genüsslich draußen im Sand und wenig später liegt seine Besitzerin selig mit ihm in der Box. „Es war ein atemberaubender Tag“, resümiert Louisa. „Ich will auf jeden Fall versuchen, noch andere Klassen zu erreichen. Das braucht seine Zeit und hängt auch davon ab, ob wir gesund bleiben. Es ist ein so langer Prozess, diese Reitfertigkeit zu erlernen, und ohne die Unterstützung meiner Eltern hätt e ich das gar nicht durchziehen können. Dressursport ist sehr anspruchsvoll, weil auf jeden Tritt geachtet wird, aber wenn es funktioniert, ist es ein unglaubliches Gefühl.“ Mit dem Selbstbewusstsein, vor großem Publikum geritten zu sein, geht’s nun zu den nächsten Turnieren auf dem Land!

Das Eselsohrteam wünscht weiterhin viel Erfolg und freut sich auf eure besonderen Sport-Erlebnisse
(kontakt@briloner-eslesohr.de).