Nach 15 Jahren fügt sich alles zusammen.

Geschichtserlebnisparks Brilon und die 16 Dörfer“

Brilon. Hier leuchtet eins in strahlendem Hellblau am ältesten Haus im Ort, dort eines am Gewässer. Im nächsten Ort ist es vielleicht die Schule, in einem anderen der alte jüdische Friedhof. Wer aufmerksam durch die Briloner Dörfer fährt, kann die blauen Schilder nicht übersehen. Mittlerweile sind es mehr als 200 zwischen Altenbüren und Bontkirchen, zwischen Alme und Brilon-Wald. Sie sind ein Aushängeschild des „Geschichtserlebnisparks Brilon und die 16 Dörfer“. „Ja, die Schilder! Es ist aber viel mehr als das“, sagt Winfried Dickel, Vorsitzen-der des Projektträgers „Briloner Heimatbund – Semper Idem“. Und dann legt er los.
Was wäre Brilon ohne den Dino in Nehden, ohne die Almequellen oder die Rösenbecker Höhle? Von der Stadt in die Dörfer und wieder zurück, und zwar analog wie digital, so die Idee des Geschichtserlebnisparks, erdacht von Semper Idem und gefördert mit Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (LEADER). Selbstverständlich nimmt alles seinen Anfang im Briloner Stadtmuseum Haus Hövener, denn ganz nebenbei ist Winfried Dickel auch noch Vorsitzender der Museumsstiftung. Eins greift ins andere.
Gigantisch: Nach 15 Jahren fügt sich alles zusammen
„Über 240 Schilder in der Stadt und den 16 Dörfern sind mit all dem, was sie erzählen, wie ein aufgeschlagenes Geschichtsbuch. Wir haben mit dem Geschichtserlebnis-park das umfangsreichste Geschichtsbuch einer ganzen Region. Hier wird die gemeinsame Vergangenheit von 25.000 Menschen bewahrt und wiedergegeben“, betont Dickel. Museumsleiter Carsten Schlömer ergänzt sichtlich begeistert: „Sowas Facettenreiches gibt es nirgendwo anders.“
Jetzt, 15 Jahre nachdem das Haus Hövener nach und nach zum Museum wurde, fügt sich alles zu einem Ganzen. Zu einer durch und durch runden und unglaublich abwechslungsreichen Geschichtsreise. „Es ist gigantisch und macht Riesenspaß“, sagt Carsten Schlömer. Er freut sich auf eine historische, interaktive Karte mit Geschichten aus allen Dörfern, die noch in diesem Jahr im Museum vorgestellt werden soll. Und auf ein erneuertes Stadtmodell, bei dem der Museumsbesucher virtuell durch alte Gassen von einem historischen Ort in Brilon zum nächsten gehen soll.

„Semper Idem bietet allen Auszubildenden kostenlose Stadtführungen an.“

Winfried Dickel

 

 

 

 

Thementouren, Radrouten und Dorfrundgänge
„Was wir in all den Jahren gesammelt und aufgebaut haben, davon können wir jetzt zehren“, sagt Winfried Dickel. Was aber keineswegs Stillstand bedeutet. Dorfrundgänge, Radkarten mit Infos, Pläne im Internet oder Thementouren zum Beispiel für Kindergeburtstage oder einen Familien-Sonntagsausflug. Die Liste mit den noch ausstehenden Komponenten des Geschichtserlebnisparks ist lang. Doch erstmal sind wir wieder draußen, in den Orten, bei den Schildern. Das leuchtende Blau wurde bewusst gewählt. Es fällt auf, weil es so in der Natur und an Häusern kaum vorkommt. Rösenbeck hat schon 12, Messinghausen und Alme 15 und auch das kleine Radlinghausen kommt auf sechs. Die Schilder sind ein Symbol von Jahrzehnten Arbeit, sie sind ein analoges I-Tüpfelchen im digitalen Zeitalter. Und ganz wichtig: Sie führen unbedingt in die Dörfer. Dies gern auch mit dem Rad, es gibt bereits eine geführte Ost- und eine Westtour, auf der historische Schätze noch und nöcher wie bei einer Schnitzeljagd erkundet wer-den können. Für Niederländer sind viele der Texte dank eines QR-Codes sogar in ihrer Landessprache hörbar.
Dass die Dörfer ernst genommen werden und die Stadt doch erst ausmachen, betont Winfried Dickel. Er freut sich über jeden Schatz, der mehr erzählt wird. Damit aber auch alle vorkommen, kann jedes Dorf weiterhin Informationen und Bilder liefern: „Aus manchen Ortschaften könnten wir noch etwas Stoff gebrauchen“, sagt Carsten Schlömer. Hier haben es die Organisatoren potenziellen Interessierten aus den Ortschaften wirklich leicht gemacht: Wer auf den Link des „Geschichtserlebnisparks“ auf der Seite des Haus Hövener klickt, landet direkt bei einem Film über Brilon-Wald inklusive Vorschlag für einen Dorfrundgang. Es folgt das Beispiel für eine erste Radtour und ganz unten der Hinweis, was zu tun ist, um Infos aus dem jeweiligen Ort einzubringen oder blaue Schilder aufzustellen Vom Museum in die Dörfer und zurück
Und damit zurück ins Museum. „Wir haben den Wissensspeicher Stadtmodell mit den blauen Schildern in die Landschaft gebracht. Wir haben hier eine fantastische Natur, dazu Kultur und Lifestyle. Man kann hier für Jahre was entdecken“, sagt Carsten Schlömer. Der Heimatbund Semper Idem und Haus Hövener sind ganz eng miteinander. Das Museum und seine Homepage sind nicht nur ein erster Anlaufpunkt, sondern Organisations- und Angebotsplattform für den Geschichtserlebnispark: „Die Menschen finden hier Anregungen,
um Stadt und Dörfer zu erkunden.“ Und: Die Angebote richten sich neben den Einheimischen ausdrücklich an Gäste und Neu-Bürger. „Semper Idem bietet allen Auszubildenden kostenlose Stadtführungen an“, so Winfried Dickel. Firmen bräuchten sich nur im Museum melden. Ob bei Tag oder in die Nacht: die Stadtführergilde steht parat. „Es ist doch wichtig, dass die Leute wissen, wo sie leben“, so das Briloner Urgestein. Letztlich habe jedes Haus irgendeine Geschichte zu ezählen. „Im Grunde ist es ein Spiel ohne Ende, das man machen kann“, blickt Winfried Dickel nach vorn.