5 Lager- und Frühstücks- plätze in 17 Stunden

Eine Liebeserklärung an Brilon und seine Schnaden

Unsere Briloner Schnad 2020 “Use Schnad 2020” fällt aus, Corona verändert unser Leben. Daraus wächst eine ganz verrückte Idee. “Lass uns mal alle Schnaden an einem Tag gehen”. Also dann mal los! Direkt bei der Planung wird uns klar – Alle Schnaden an einem Tag?! Das kann schwierig werden. Also beschränken wir uns auf alle Frühstücks- und Lagerpläze, versuchen aber immer wieder der Originalroute zu folgen – los geht’s:

Samstag 01.08.2020 – 03:00 Uhr

Der Wecker klingelt, wir haben uns dafür entschieden möglichst früh zu starten um in der Nacht schon einige Kilometer zu schaffen. Wir springen ins Auto und erreichen kurz vor 04:00 Uhr unseren Startpunkt

unterhalb von Wülfte an der B480.

Samstag 01.08.2020 – 04:00 Uhr – 1 km

Wir starten bei völliger Dunkelheit in der wärmsten Nacht des Jahres. Die Stirnlampen werden angemacht und dann geht es hoch Richtung Wülfte. Ein wunderschöner Sternenhimmel zeigt sich von seiner besten Seite. Zur linken Seite sehen wir in Richtung Bad Wünnenberg hunderte rote Lichter der Windräder leuchten.

Samstag 01.08.2020 – 04:30 Uhr – 4 km

Nach der Durchquerung von Wülfte können wir über die Briloner Hochflächen blicken. Die Stadt liegt noch in der Nacht – aber bei Firma Egger wird fleißig gearbeitet.Es geht weiter zielsicher Richtung Thülener Flughafen. Kurz darauf steigt auch die Sonne über den Horizont.

Samstag 01.08.2020 – 05:45 Uhr – 8 km

Das erste Etappenziel ist geschafft, der Frühstückplatz „Am Schwarzen Haupt“ liegt vor uns. Den Schnadestein finden wir nicht auf Anhieb. Wir nutzen den Platz für eine kurze Rast und begeben uns dann auf den Weg Richtung Lagerplatz „Am Eschenberg“.

Samstag 01.08.2020 – 06:22 Uhr – 12 km

Die Sonne strahlt nun in Ihrer ganzen Pracht über die Berge. Zur linken Seite blicken wir auf Hoppecke. Der schnellste Weg zum Lagerplatz ist verbotenerweise durch den Steinbruch oberhalb von Hoppecke. Wir lauschen in die Stille, schauen uns um. Noch ist hier niemand am arbeiten. Mit adrenalingeladenen Beinen huschen wir schnell durch. Was für ein Nervenkitzel noch früh an diesem Tag. (Bitte nicht nachmachen und den Umweg durchs Tal nehmen!)

Samstag 01.08.2020 – 06:55 Uhr – 16 km

Vom Lagerplatz „am Eschenberg“ überqueren wir die Brücke über die Hoppecke. Durch den Wald schallen die Motorsägen. Ein Geräusch an das wir uns im Sommer 2020 im Briloner Wald gewöhnen mussten und müssen. Es geht weiter über den wunderschönen Wanderweg BW4 Richtung „Hoher Eimberg“.

Samstag 01.08.2020 – 08:59 Uhr – 22 km

Das dritte Ziel des Tages, der Frühstücksplatz am „Hohen Eimberg“ liegt am Briloner Kammweg. Der Auf-stieg kostet Kraft, doch es lohnt sich. Der Weg liegt wunderschön zwischen kleinen Bäumen und Gräsern. Doch es bleibt keine Zeit für eine größere Pause, wir wollen direkt weiter.

Samstag 01.08.2020 – 09:30 Uhr – 23 km

Beim Abstieg quer durch den Wald auf der Originalroute merken wir so langsam die ersten Anstrengungen. Zu diesem Zeitpunkt sind wir sechs Stunden unterwegs. Die Erinnerung an diesen Abstieg: “Brutal steil bergab”.

Samstag 01.08.2020 – 10:00 Uhr – 24 km

Nun überqueren wir die B251. Wir wissen, dass die Originalroute hier weitergeht. Hinter der Leitplanke ist alles zugewachsen.  Wir lassen unseren Blick schweifen und sehen weiter unten unseren Weg. Also heißt es Zähne zusammenbeißen und ab durch die dichten Brennesseln. In diesem Moment wissen wir, eine lange Hose wäre hier Gold wert. Weiter geht es auf der Originalroute der Waldecker Schnaden

Samstag 01.08.2020 – 10:45 Uhr – 28 km

Zur linken Seite taucht die Schmala auf. Wir machen eine kurze Rast unten am Wasser und zum ersten Mal macht sich völlige Erschöpfung breit. Wir haben kaum noch Trinkwasser und an uns kleben die ersten Zecken. Nächstes Ziel: Der Lagerplatz „Am Honigkäppchen“.

Samstag 01.08.2020 – 11:30 Uhr – 31 km

Das „Honigkäppchen“ erreichen wir nach einem Katzensprung. Von hier aus geht es über die Bundesstraße, vorbei an der Feuereiche über den Ginsterkopf. Wieder auf dem Briloner Kammweg blicken wir zur linken Seite auf die Bruchhauser Steine – eine der schönsten Ausblicke des Tages.

Samstag 01.08.2020 – 12:00 Uhr – 36 km

Wir erreichen um die Mittagszeit den Frühstücksplatz „Am Habberg“. Hier erwartet uns schon unser Bikeverpflegungstaxi mit frischem Trinkwasser. Das haben wir auch bitter nötig. Nach acht Stunden auf den Beinen kommt uns der Gedanke nach dem Aufgeben. Aber der Duft nach Regen und der damit verbundenen Erfrischung lässt uns das schnell vergessen und wir machen uns auf direkten Weg auf zum Lagerplatz „Am Aspe“.

 

„Wir haben unser Brilon noch mehr lieben gelernt. Diese Landschaft und Natur ist etwas ganz besonderes, es gilt sie zu schützen – jetzt mehr als jemals zuvor.“

Samstag 01.08.2020 – 13:00 Uhr – 38 km

Mittlerweile hat uns jegliches Gefühl von Hunger verlassen. Der Regen hatte eingesetzt und von „Am Aspe“ aus begehen wir die Originalroute der Altenbürener Schnade – die vierte Schnade des Tages.

Samstag 01.08.2020 – 14:00 Uhr – 40 km

Nach dem überqueren der Altenbürener Straße ging es über den Winsberg. Auf halber Strecke über den Berg, fielen wir erst einmal ins nasse Gras und machten eine längere Rast. Die Füße brauchten außerdem eine erste Verarztung. Das Aufstehen war, um ehrlich zu sein, eine Qual. Aber es musste weitergehen. Wir gehen auf direkter Strecke Richtung Altenbürener Mühle.

Samstag 01.08.2020 – 15:43 Uhr – 48 km

Auf der Originalroute erreichen wir nun den Frühstücksplatz „An den Pöten“. Doch auch hier bleibt keine Zeit für eine lange Pause. Wir begeben uns, zu diesem Zeitpunkt gefühlt wie in Trance, zu unserem nächsten Zwischenziel dem Lagerplatz „An der Horst“.

Samstag 01.08.2020 – 17:00 Uhr – 52 km

Wir kommen nach mittlerweile 13 Stunden nur noch sehr schleppend vorwärts, aber erreichen nach dem Aufstieg von den Fischteichen endlich den Lagerplatz „An der Horst“.

Samstag 01.08.2020 – 17:49 Uhr – 56 km

Auf unserem weiteren Weg kürzen wir die Originalroute etwas ab. Trotzdem werden wir gut zwei weitere Stunden bis runter zur Möhnestraße brauchen. Die Beine schmerzen und wir müssen eine weitere Pause in der Nähe der Besenbinder Hütte einlegen. Anschließend geht es quer durch den Wald.

Samstag 01.08.2020 – 19:40 Uhr – 58 km

An der Möhnestraße können wir endlich unsere Rucksäcke ablegen und unsere Schuhe wechseln. An dieser Stelle stehen wir kurz vor dem Abbruch der Herausforderung. Doch unsere Familie wird uns die letzten Kilometer begleiten. Das gibt nochmal neue Energie.

Samstag 01.08.2020 – 20:23 Uhr – 61 km

Wir begeben uns nun zu viert Richtung Frühstücksplatz „An der Dinkbuche“. Es tummeln sich tausende Stechfliegen um uns herum. Komplett zerstochen erreichen wir die vorletzte Station des Tages.

Samstag 01.08.2020 – 20:45 Uhr – 65 km

Von der Dinkbuche geht es, von Stein zu Stein, weiter auf dem wunderschönen Grenzstein Weg. Ein echter Geheimtipp auch für Mountainbiker. Wir überqueren den Fluss und es geht wieder steil hinauf.

Samstag 01.08.2020 – 21:00 Uhr – 67 km

Nach 17 Stunden erreichen wir endlich unser Ziel, den Lagerplatz „Sommers Seite“. Die letzten Stunden waren die reinste Tortur. Wir können kaum noch einen Schritt vor den anderen setzen, sind aber einfach nur glücklich es geschafft zu haben. Nun noch die letzten Meter runter zur B480, wo unser Auto wartet. An Auto fahren ist jetzt nicht mehr zu denken. Wir fallen völlig abge-
kämpft einfach nur noch auf die Rückbank. An den nächsten Tagen haben wir Zeit diesen aufreibenden Tag Revue passieren zu lassen. Trotz all der Anstrengung, den kaputten Füßen und den unzähligen Mückenstichen haben wir unser Brilon und die wunderbare Natur, die uns umgibt, auf eine ganz besondere Art entdecken können. Und wir haben unser Brilon noch mehr lieben gelernt. Diese Landschaft und Natur ist etwas ganz besonderes, es gilt sie zu schützen – jetzt mehr als jemals zuvor.

  • Autoren: Milena Schütte & Oliver Vogel im Oktober 2020